
Grahams Natural Deutschland
Mein Weg zu Grahams Natural
Von der IT zu Hautpflege – wie das Leben manchmal spielt
Ich sitze in meinem Büro in Kiel, umgeben von Kartons mit Hautpflegeprodukten, und muss manchmal selbst schmunzeln. Hätte mir jemand vor fünf Jahren gesagt, dass ich mit über 50 nochmal komplett neu anfange – ich hätte ihn für verrückt erklärt.
20 Jahre lang war mein Leben die IT. Mein Laptop war mein treuester Begleiter, PowerPoint-Präsentationen mein tägliches Brot. Ich pendelte zwischen Meetingräumen in den USA, Europa und Asien. Mein Kalender war vollgestopft mit Calls, mein Kopf mit Deadlines. Sechsstelliges Gehalt, großes Team, viel Verantwortung – auf dem Papier hatte ich alles erreicht.
Als plötzlich alles anders wurde
2010 und 2012 kamen unsere Söhne zur Welt, einer von ihnen mit Down-Syndrom. Mein sorgfältig durchgeplantes Leben geriet ins Wanken, als er kurz nach der Geburt mit einem schweren RSV-Infekt ins Krankenhaus musste. Statt nach acht Wochen wieder am Schreibtisch zu sitzen, verbrachte ich fast ein Jahr in der Uniklinik Heidelberg.
Die Krankenhausflure wurden mein neuer Arbeitsplatz, das Piepen der Monitore mein neuer Wecker. Zwischen den Stationen sah ich Familien mit Kindern, die seltenen Krankheiten hatten, und plötzlich erschien mir unser "Problem" gar nicht mehr so groß. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich einer Mutter auf dem Flur begegnete, deren Kind gerade eine Chemotherapie bekam, und sie mich anlächelte und fragte, wie es meinem Sohn geht. Da wurde mir klar: Wir sind hier alle im selben Boot.
Diese Zeit hat mich verändert. Ich lernte eine Welt kennen, in der nicht Quartalszahlen zählen, sondern kleine Fortschritte. Eine Welt, in der man gemeinsam gegen Krankenkassen kämpft und sich über jeden bewilligten Antrag freut wie über einen Lottogewinn.
Der Tag, an dem mein Gesicht rebellierte
Ein paar Jahre später, wir machten Urlaub auf einem therapeutischen Ferienhof. Die Kinder ritten auf Pferden, die Sonne schien, alles war perfekt. Bis ich am nächsten Morgen in den Spiegel schaute."Oh Gott", war mein erster Gedanke. Mein Gesicht war knallrot, geschwollen, mit Pusteln um die Nase. Ich griff sofort zur Sonnenbrille – bloß nicht auffallen. Beim Frühstück fragte mein Mann: "Alles okay?" Ich nickte nur und versteckte mich hinter meiner Kaffeetasse.
Eine Woche später sah ich immer noch aus wie ein überreifer Tomatenstrauß. Die Dermatologin brauchte nur einen Blick: "Klassische Rosazea."
Was folgte, war eine Odyssee, die viele von euch kennen werden. Steroidcremes aus der Apotheke – ja, sie halfen, aber der Beipackzettel las sich wie ein Horrorfilm. Laserbehandlungen, bei denen ich aussah, als hätte ich einen Sonnenbrand dritten Grades. Ernährungsumstellungen (mein armer Kaffee!). Stressreduktion (in der IT – ha!).
Mein Badezimmerschrank füllte sich mit halbvollen Tuben und Tiegeln. Nichts half wirklich. Nach anderthalb Jahren hatte ich mich fast damit abgefunden, dass mein Gesicht nun eben rot bleiben würde.
Das mysteriöse Paket aus Australien
Dann stand eines Tages ein kleines Paket auf dem Küchentisch.
"Was ist das?", fragte ich meinen Mann."Probier's einfach aus", sagte er nur. Er hatte heimlich Produkte aus seiner Heimat Australien bestellt – Grahams Natural Anti-Rötungen Waschgel und die Rosazea Creme.
Ich verdrehte innerlich die Augen. Noch ein Versuch. Na gut, ihm zuliebe würde ich es ausprobieren.
Das Waschgel fühlte sich anders an – leicht, fast wie Wasser, aber es hinterließ nicht dieses unangenehme Spannungsgefühl. Die Creme zog sofort ein, ohne zu fetten. Kein Brennen, nur ein leichtes Kribbeln.
Ich benutzte die Produkte, ohne große Hoffnungen. Bis mein Mann eines Morgens über den Frühstückstisch hinweg sagte: "Dein Gesicht ist gar nicht mehr so rot." Ich rannte zum Spiegel – und tatsächlich, die Rötung war deutlich zurückgegangen.
In den nächsten Wochen häuften sich die Kommentare: "Du siehst erholt aus." "Neues Make-up?" Heute sind Menschen überrascht, wenn ich erwähne, dass ich Rosazea habe. "Du? Nie im Leben!"
Bald bestellte ich mehr Produkte. Das Akne-Gel für unseren Teenager. Das Shampoo für meinen Mann. Und plötzlich standen Grahams-Produkte nicht nur in meinem Badezimmer, sondern auch bei meiner Schwester, meiner besten Freundin, meiner Nachbarin.
Der Sprung ins kalte Wasser
Mit über 50 saß ich in meinem Büro und starrte auf eine PowerPoint-Präsentation, die ich zum hundertsten Mal überarbeitete. Um mich herum Kollegen, die sich gegenseitig Steine in den Weg legten. E-Mails voller Schuldzuweisungen. Meetings, in denen mehr über Politik als über Projekte gesprochen wurde.
Ich dachte an meinen Sohn mit Down-Syndrom, der bald die Schule beenden würde. Was dann? Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung? War das alles, was die Gesellschaft zu bieten hatte?
Einer meiner Mentoren sagte immer: "Was ist das Schlimmste, das in unserem Job passieren kann? Keine kleinen Kinder werden sterben, wenn wir unsere Arbeit nicht gut machen." Der Satz hallte in meinem Kopf wider.
Als die Firma Umstrukturierungen ankündigte, sah ich meine Chance. Ich nahm die Abfindung und beschloss: Jetzt oder nie.
An einem verregneten Januarabend 2023 setzte ich mich an meinen Laptop und schrieb eine LinkedIn-Nachricht an Shannon von Grahams Natural. Ich stellte mich vor, erzählte von unseren positiven Erfahrungen mit den Produkten und fragte, ob sie Interesse an einem Vertrieb in Deutschland hätten.
Ich drückte auf "Senden" und dachte: "Die antworten sowieso nicht."
Doch am nächsten Morgen kam tatsächlich eine Antwort: Shannon freute sich über meine Nachricht und verwies mich an Geoff, der für internationale Partnerschaften zuständig war. Sie hatten tatsächlich Interesse am deutschen Markt!
Nach einigen Gesprächen mit Geoff war klar: Wir würden zusammenarbeiten.
Vom Traum zum Albtraum – und zurück
Am 4. April 2023 unterschrieb ich die Gründungsdokumente für die Grahams Natural Deutschland GmbH. Ich hatte mir alles so einfach vorgestellt: Produkte importieren, deutsche Etiketten drauf, verkaufen. Fertig.
Haha. Nicht in Deutschland.
Die nächsten Monate verbrachte ich damit, Nummern zu beantragen. Handelsregisternummer, Transparenzregistereintrag, Steuernummer, Umsatzsteuernummer, Gewerbeanmeldung, EORI-Nummer, LUCID-Nummer, CPNP-Registrierung und -Notifizierungen. Ich träumte nachts von Formularen.
Dann kam die erste Lieferung – und blieb vier Monate im Zoll hängen. Warum? Weil die Medizinprodukte nicht auf Deutsch gekennzeichnet waren. Statt sie freizugeben, stuften Zoll und Arzneimittelbehörde sie als "Präsentationsarzneimittel" ein, brachten sie ins Sperrlager und zeigten mich wegen versuchten Arzneimittelschmuggels an.
Ich saß in meinem Büro und starrte auf das Schreiben. Arzneimittelschmuggel? Ich? Die Frau, die nicht mal eine rote Ampel überfährt?
Es brauchte einen teuren Anwalt, um die Behörden zu überzeugen, dass wir Medizinprodukte einführen wollten. Der Zoll zog die Anzeige zurück, aber die Produkte? Die mussten wir entsorgen und neue in deutscher Verpackung bestellen.
Als wäre das nicht genug, kündigte die Medizinprodukteüberwachung einen Audit an. Bevor ich auch nur ein einziges Produkt verkaufen konnte, musste ich ein komplettes Qualitätsmanagementhandbuch schreiben und zur Überprüfung vorlegen.
Erst im Mai 2024, mehr als ein Jahr nach der Gründung, konnten wir endlich mit dem Verkauf beginnen.
Die kleinen Siege
Ich werde nie den Moment vergessen, als die erste Bestellung in unserem Online-Shop einging. Sechs Produkte! Ich tanzte durch das Büro, packte alles sorgfältig ein – und vergaß prompt ein Produkt, das ich nachschicken musste. Anfängerfehler.
Besonders berührend war die E-Mail einer Kundin, die fragte, ob sie für uns Werbung machen dürfe. Unsere C+ Ekzem-Creme hatte ihr bei ihrer dishydrotischen Dermatitis geholfen – nach nur einer Woche waren ihre Hände zum ersten Mal seit Jahren abgeheilt. Sie schickte Fotos: vorher, mit rissigen, blutenden Händen, und nachher, mit glatter, rosiger Haut.
In solchen Momenten weiß ich: Es war die richtige Entscheidung.
Warum ich das alles mache
Ich bin keine Kosmetikexpertin oder Dermatologin. Ich bin eine Frau, die weiß, wie es sich anfühlt, wenn die eigene Haut zum Problem wird. Die weiß, wie frustrierend es ist, wenn nichts hilft. Und die das Glück hatte, Produkte zu finden, die wirklich funktionieren.
Authentizität und Kundenservice sind mir heilig. Ich will Menschen wirklich helfen – genau deshalb habe ich Grahams nach Deutschland gebracht. Natürlich helfen unsere Produkte nicht jedem – nicht einmal Arzneimittel tun das. Aber ich freue mich über jede Person, der wir helfen können, und bin enttäuscht für jeden, bei dem unsere Produkte nicht wirken.
Ich möchte, dass unsere Kunden spüren: Sie sind uns wichtig. Wir sehen jedes Problem aus der Kundenperspektive. Klar ist das nicht immer einfach – was für den Kunden gut ist, ist für das Unternehmen kurzfristig nicht immer finanziell optimal. Aber ich denke immer: "Im Zweifel für den Kunden" und "Wie würde ich in dieser Situation behandelt werden wollen?"
Für die Zukunft träume ich davon, in den stationären Handel zu gehen – Apotheken, Drogerien, ausgewählte Kosmetikgeschäfte. Irgendwann vielleicht sogar Douglas. Die Expansion wird uns den Cashflow bringen, um erste Arbeitsplätze zu schaffen.
Und hier schließt sich der Kreis zu meinem Sohn mit Down-Syndrom: In Kindergarten und Schule gibt es inzwischen einiges an Inklusion, aber das hört auf, sobald die Schule endet. Auf dem ersten Arbeitsmarkt haben Menschen mit Behinderung kaum Chancen; die meisten Firmen zahlen lieber Ausgleichsabgaben.
Als Gründungsmitglied des Vereins "Netzwerk Inklusion Deutschland" setze ich mich für bessere Arbeitsmöglichkeiten ein. Aber irgendwann wurde mir klar: Ich muss selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Eine Firma haben, die Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schafft.
Das ist meine Vision für Grahams Natural Deutschland: Wachsen und Arbeitsplätze schaffen – gerade für Menschen mit Behinderungen oder Langzeiterkrankungen.
Mit über 50 noch einmal neu anfangen? Ja. Und ich würde es jederzeit wieder tun.
Willkommen bei Grahams Natural – für Haut, in der du dich wohlfühlst.